Im Fokus

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Der Oberbergische Kreis

Das Land steigt sanft an, fällt sacht wieder ab, Wälder und Wiesen huckepack. Eine Quelle hat sich eingegraben, schickt einen Bach ins Tal hinunter, der in einen Fluss mündet und eine Talsperre speist. Ein perfektes Bild, schön wie in der Bierwerbung.

Und es ist noch nicht einmal genauso schön, sondern noch schöner, denn hier liegt ein Originalschauplatz des Reklamespots: die Wiehltalsperre, ein 31,5 Millionen Kubikmeter umfassendes gigantisches Trinkwasserreservoir im Südosten des Oberbergischen Kreises.

Nur wenige Kilometer weiter beginnen der Kreis Olpe und das Land Rheinland-Pfalz. In diesem Zipfel verlaufen die Verbindungen nach Siegen und Wissen, nur 1945 war die Grenze dicht – hier begann die französische Besatzungszone. Aus dieser Ecke des Kreises geht bis heute vieles in Richtung Süden.

Wie auch ein Teil des Wassers aus der Wiehltalsperre, der im Kreis Altenkirchen aus den Hähnen läuft. Rund 500.000 Menschen an Sieg, Agger und Wupper erhalten aus dem Reservoir ihr Trinkwasser.

Die Grafik zeigt einen Übersichtsplan des Oberbergischen Kreises mit seiner Verkehrsanbindung an Autobahnen und Hauptverkehrsstraßen

Die meisten Oberberger orientieren sich heute Richtung Westen: nach Bonn oder über die A 4 nach Köln. Die nördlichen Kreisgemeinden nutzen eher die Angebote im bergischen Städtedreieck Remscheid, Wuppertal, Solingen. Es ist diese etwa 54 Kilometer lange Nord-Süd-Ausdehnung mit ihren unterschiedlichen Beziehungen, die den Kreis charakterisiert – er ist etwa doppelt so lang wie breit. Auf den insgesamt 918 Quadratkilometern zwischen Radevormwald und Morsbach, Reichshof und Lindlar leben 290.000 Menschen in 13 Städten und Gemeinden, die meisten mit 53.300 in der Stadt Gummersbach. Und die 13 steht ebenso für die Zahl der Talsperren, die im Oberbergischen das Wasser sammeln, das hier reichlich vom Himmel fällt.

Doch auch wenn die Oberberger häufig über das Wetter klagen: der Regen, die vielen Flüsse und Bäche haben zur Entwicklung der Region beigetragen. In der Frühzeit der Industrialisierung sammelten sich an den Ufern zahlreiche Hammerwerke; später breitete sich vor allem entlang des Flusslaufs der Agger die Textilindustrie aus – für Jahrzehnte der wichtigste Wirtschaftszweig der Region. Mehr Talsperren als im Oberbergischen finden sich in keinem anderen Kreis Nordrhein-Westfalens. Nur zwei künstliche Seen dienen der Trinkwasserversorgung, die übrigen sind beliebte Freizeitziele, wie die Bevertalsperre bei Hückeswagen im Norden des Kreises. An ihren Ufern lagern im Sommer auch zahlreiche Erholung Suchende aus den nahen bergischen Großstädten.
  

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Das Bergische Land (Video: Klaus Stange)

 

Überhaupt bietet der Kreis den Menschen an Rhein und Ruhr schnell zu erreichende Ausflugsziele: von Norden aus über die Autobahn 1, im Osten über die Sauerlandlinie A 45. Und mitten ins Herz des Oberbergischen führt die A 4 von Köln nach Olpe.Das Foto zeigt einen Heißluftballon bei seiner Fahrt über den Oberbergischen Kreis

Was manchem Kreispolitiker und Unternehmer fehlt, ist die schnelle Nord-Süd-Verbindung durch den Kreis. Doch mit Rücksicht auf Natur- und Umweltschutz wurde eine in den 70er-Jahren geplante Trasse bis heute nicht realisiert. Sie hätte Teile des Naturparks Bergisches Land zerschnitten, der sich über 2000 Quadratkilometer von der Köln-Siegburger Bucht im Westen bis zu den Ausläufern von Sauerland und Westerwald im Osten und Süden erstreckt und im Norden das Städtedreieck einbezieht. Ein Kapital, mit dem das Oberbergische wuchern kann und Urlauber auch aus den Niederlanden und Belgien anzieht.

Die Touristen schätzen nicht nur die bucklige Landschaft mit ihrem ausgedehnten Netz an Wander- und Radwegen, sondern auch das vielfältige kulturelle Angebot. So verfügt der Kreis über eine abwechslungsreiche Museumsszene.

Im Mittelpunkt steht das Kulturhistorische Museum des Oberbergischen Kreises auf Schloss Homburg bei Nümbrecht.

Das Foto zeigt eine Ansicht von Schloss Homburg mit dem Schlossturm im Hintergrund und deinem Teil des Garten im Vordergrund Die ursprüngliche Burg aus dem 11. Jahrhundert wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert von den Grafen von Sayn errichtet. Im 17. und 18. Jahrhundert ließen die Schlossherren zahlreiche Umbauten vornehmen, die Zinnen auf den Türmen beispielsweise wichen barocken Dachhauben.

Im 19. Jahrhundert verfiel die Anlage zusehends, ehe schließlich die Substanz gesichert wurde und der Bergische Geschichtsverein 1926 in dem erhaltenen Hauptgebäude das Heimatmuseum gründete. Im Jahr 1970 erwarb der Kreis das Schloss sowie das Gelände ringsum, nachdem er schon in den Jahren zuvor die Unterhaltung übernommen hatte.

Rund 80.000 Besucher kommen jährlich her, um die Geschichte der Region von ihren Ursprüngen bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges zu erleben.

Das Museum reizt längst nicht nur die Oberberger zu einem Besuch – gut die Hälfte der Gäste kommt von außerhalb. Aus dem ursprünglichen kleinen Heimatmuseum hat sich ein modernes kulturhistorisches Museum mit umfangreichen Sammlungen zur Geschichte der Region entwickelt.

Die Schausammlung umfasst eine naturkundliche Abteilung, die neben zahlreichen geologischen Funden und Präparaten der oberbergischen Pflanzen- und Tierwelt auch die starken Veränderungen unserer natürlichen Umgebung in den letzten Jahrzehnten dokumentiert (Naturnutz-Naturschutz).

Das Foto zeigt eine Pendule, um 1880

Im Herrenhaus des Schlosses befinden sich die kulturhistorischen Abteilungen. Ritterliche Kultur wird durch Rüstungen sowie Hieb- und Stichwaffen ausgestellt. In der Abteilung "Höfische Jagd des 17./18. Jahrhunderts" taucht der Besucher anhand prunkvoller Jagdgegenstände und Textilien in die adlige Welt ein.

Eine Treppengalerie mit Portraitmalerei bietet den Einstieg in das 19. Jahrhundert. In fünf Räumen werden die Wohn- und Lebenswelten der oberbergischen Bevölkerung von der französischen Besatzungszeit über die bürgerlichen Welten des Biedermeiers bis hin zu den rasanten Umbrüchen im Wilhelminischen Kaiserreich vermittelt.

Die vielseitige Spielzeugsammlung des Museums "Kinderleben zur Kaiserzeit" schließt den kulturhistorischen Rundgang ab. Die historische Burgküche mit ihrem mächtigen Rauchfang bildet den attraktiven Abschluss des Museumsrundganges.

Das Foto zeigt das Gebäude der Schlossbäckerei unterhalb des eigentlichen Schlossbereiches Am Fuß der Anlage sind historische Gebäude zu besichtigen, die vor etwa zwanzig Jahren aus Orten der Umgebung dorthin versetzt wurden: eine alte Säge- und Mahlmühle sowie eine Bäckerei aus dem 19. Jahrhundert.

Dort können Besucher den Weg vom Korn zum Brot nachvollziehen und das fertige Produkt mit nach Hause nehmen.

Als Außenstelle des Museums auf Schloss Homburg unterhält der Kreis das älteste erhaltene Bauernhaus der Region, das 1586 erbaute „Haus Dahl“ in der Gemeinde Marienheide.

 Das Foto zeigt das Historische Bauernhaus Haus Dahl in Marienheide-MüllenbachSeit 1963 im Besitz des Kreises, wurde das Haus in seinen ursprünglichen Zustand versetzt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Das historische Gebäude ist aufwändig restauriert worden.

Anlässlich des "Internationalen Museumstages" wurde "Haus Dahl" am 16.05.2004 mit einem bunten Rahmenprogramm wieder eröffnet.

Während der Saison von April bis Oktober wird jeweils am 1. Sonntag im Monat im Rahmen der "Kulturzeit" ein abwechslungsreiches Programm im Museum Haus Dahl angeboten.

Zwei weitere attraktive Ausflugsziele hält der Landschaftsverband Rheinland bereit: das Bergische Freilichtmuseum Lindlar für Ökologie und bäuerlich-handwerkliche Kultur und das Rheinische Industriemuseum mit seiner Außenstelle in der ehemaligen Baumwollspinnerei Ermen & Engels in Engelskirchen.

Das Foto zeigt eine Ansicht des Freilichtmuseums in Lindlar mit Pferden, die einen Pflug ziehen im Vordergrund und der Bergischen Postkutsche im HintergrundIm Freilichtmuseum geht es vorwiegend um das historische Landschaftsbild des Bergischen Landes um 1900, während die alte Spinnerei „unter Spannung“ steht: die Besucher sind hier der Geschichte der Energieerzeugung auf der Spur. Von den Fabrikgebäuden aus erreichen Sie zu Fuß eine der letzten letzten wasserbetriebenen Schmiede im Tal des Leppe-Bachs, den „Oelchenshammer“.

Neben solchen großen Einrichtungen findet sich im Kreisgebiet eine Vielzahl kleinerer Museen, die häufig auf Privatinitiative zurückgehen und in Trägerschaft von Vereinen sind, beispielsweise das Eisenbahnmuseum im Gummersbacher Stadtteil Dieringhausen. Historisch Interessierte finden darüber hinaus eine Vielzahl an Bodendenkmälern und Burgruinen.

Als Anziehungspunkte gelten auch die „bonten Kerken“, kleine Dorfkirchen, deren Innenräume mit aufwändigen Wandmalereien versehen sind.

... Fortsetzung



Letzte Änderung: 26. März 2013