25.03.2024: Informationen über mobile Schlachtung in der Öko-Modellregion Bergisches RheinLand

Veranstaltung für Information für (Öko)-Landwirte, Metzgerinnen und Metzger sowie Vermarkterinnen und Vermarkter

Oberbergischer Kreis. Seit Jahren nimmt die Zahl der – vor allem kleineren und lokalen – Schlachtbetriebe in Deutschland ab. Aufgrund der fortschreitenden Zentralisierung der Schlachtbranche ist es für viele Betriebe schwieriger geworden, einen Schlachthof in ihrer Nähe zu finden. Gerade kleinere landwirtschaftliche Betriebe kann dies vor zusätzliche wirtschaftliche Herausforderungen stellen. 

Eine Möglichkeit ist die Schlachtung im Herkunftsbetrieb – also dort, wo das Tier zuvor auch gelebt hat. Mobiles Schlachten ohne Lebend-Tiertransporte oder auf kurzen Wegen berücksichtigt gleichermaßen Verbraucherwünsche und das Tierwohl und ist eine echte Zukunftsperspektive. Darüber hat die Öko-Modellregion Bergisches RheinLand im Rahmen einer hybriden Veranstaltung am Freitag auf :metabolon in Lindlar und online rund 60 Teilnehmende informiert. 

"Der Oberbergische Kreis möchte im Rahmen der Öko-Modellregion interessierte Tierhalter und Schlachtbetriebe bei der Durchführung und Überwachung dieser Schlachtungsmöglichkeiten unterstützen. Bei der Veranstaltung haben die Teilnehmenden die Verfahrensweisen und einzuhaltenden Regeln kennengelernt, um mobiles Schlachten auf dem Hof, hofnah oder in einer regionalen Schlachtstätte zu realisieren. Dabei wurden auch Möglichkeiten und Chancen aufgezeigt, die sich daraus für Landwirte und Fleischproduzenten ergeben", sagt Frank Herhaus, Dezernent für Planung, Regionalentwicklung und Umwelt. "Die Veranstaltung hat einen umfassenden Überblick geboten, damit nicht nur die direktvermarktenden Landwirte von den Möglichkeiten profitieren können."

Die Veranstaltung richtete sich daher auch an Öko-Landwirte und interessierte Landwirtinnen und Landwirte, die auf Öko-Landbau umstellen wollen. Auch interessierte Metzgerinnen und Metzger sowie Vermarkterinnen und Vermarkter informierten sich und diskutieren mit.

Im Rahmen der Veranstaltung informierte Biobauer Peter Schmidt, Biokreis Erzeugerring NRW über mobile und teilmobile Schlachtmöglichkeiten im Bergischen RheinLand: "Die hofnahe Schlachtung erspart den Tiertransport und den damit verbundenen Stress. Das ist ganz im Sinne einer ökologischen Landwirtschaft. Zudem wird so hochwertiges Fleisch direkt vor Ort erzeugt und kann auch hier vermarktet werden. Mobile Schlachtung ist aufwändig, erfüllt auch die Wünsche der Kundschaft - muss aber auch bezahlt werden."

Dr. Ines Tavernaro, stellv. Amtsleitung der Veterinär- und Lebensmittelüberwachung des Rheinisch-Bergischen Kreises erläuterte die Lebensmittelüberwachung in kleinen Schlachtstätten, mit Blick auf das Veterinärrecht. So bestehen rechtliche Vorgaben, die Anforderungen zum sachkundigen Schlachten oder Töten von Tieren regeln, dazu zählen unter anderem besondere Vorgaben für die Betäubungskontrolle: "Mit der Schlachtung im Herkunftsbetrieb wird ein wichtiger Beitrag geleistet, um das Tierwohl zu verbessern. Für die Verbraucherinnen und Verbraucher muss dabei gleichzeitig die Sicherheit der produzierten Lebensmittel gewährleistet ein. Deshalb gelten auch - und gerade hier - die hohen Anforderungen des Tierschutz- und Lebensmittelhygienerechts."

Über "Regional, bio, fair – regionales Schlachten durch Bürgeraktien, als Konzept der Regionalwert AG"  informierte Dorle Gothe, Vorstand der Regionalwert AG Rheinland: "Die Regionalwert AG Rheinland möchte Bürgerinnen und Bürger dazu motivieren in Bio-Betrieb zu investieren. Mit dem Erwerb von Bürgeraktien investieren Verbraucherinnen und Verbraucher in die zukunftsfähige Entwicklung ihrer Region. Durch ihre Unterstützung stärkt die Regionalwert AG Rheinland regionale Biobetriebe, die besonders nachhaltig wirtschaften. Die Aktionärinnen und Aktionäre können durch ihre Anteile die Lebensmittelerzeugung positiv beeinflussen und sie übernehmen Verantwortung für eine nachhaltige Ernährungsversorgung in ihrer Region. Wir setzen dabei langfristig auch auf (finanzielle) Gewinne. Obschon dies in der heutigen Zeit eine echte Herausforderung ist"

Noch ist regionales Schlachten die Ausnahme im Bergischen RheinLand. Mit der Infoveranstaltung setzte die Öko-Modellregionen einen Impuls für eine mögliche Alternative und eröffnete neue Perspektiven.
Die Veranstaltung endete mit einer Podiumsdiskussion aller Referentinnen und Referenten und bot Raum für die Teilnehmenden Fragen zu den Beiträgen und Anregungen zu äußern.

Dabei gab es Wünsche aus dem Plenum, dass neben der Politik und Verwaltung, vor allem Verbraucherinnen und Verbrauchen im Fokus stehen sollten. Denn Trennung von Produktion und Konsum führe zu einer Erzeuger-Verbraucher-Entfremdung. Die Menschen sollten erfahren, welche (Bio-)Produkte es in der Öko-Modellregion gibt, wie sie erzeugt werden und welche Menschen hinter den Produkten stehen. Dabei sei die vermehrte Öffentlichkeitsarbeit ein notwendiges Mittel. Insbesondere die Thematik Nachhaltigkeit müsse stärker in dem Bewusstsein der Bevölkerung verankert werden.

Auf Produzentenebene wurde der Wunsch nach einem „Runden Tisch“ geäußert; auch ein fachlicher und thematischer Austausch sowie das gemeinsame Erarbeiten von Ideen und Projekten. Es gibt viel Potenzial im Bergischen RheinLand: Dabei ist Unterstützung aus dem Umfeld wichtig und die aktive Einbindung der Akteurinnen und Akteure vor Ort.

(Öko)-Landwirte, Metzgerinnen und Metzger sowie Vermarkterinnen und Vermarkter erhalten weitere Informationen beim Amt für Planung, Entwicklung und Mobilität des Oberbergischen Kreises, Kontakt: Jacqueline Hasenau, E-Mail  jacqueline.hasenau@obk.de oder Telefon 02261 88-6135.



Letzte Änderung: 25. März 2024